Active Sourcing: So wird es professionell umgesetzt

Active Sourcing bezeichnet die gezielte und persönliche Suche nach geeigneten Fachkräften. Dabei sprechen Unternehmen potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten direkt an, statt auf eingehende Bewerbungen zu warten. Richtig umgesetzt, wird Active Sourcing zum wirkungsvollen Instrument, um qualifizierte Personen zu gewinnen und offene Positionen deutlich schneller zu besetzen.

Einleitung

Der Arbeitsmarkt in Österreich und Deutschland ist stark umkämpft. Viele Fachkräfte befinden sich in festen Anstellungen und sind nicht aktiv auf Jobsuche. Klassische Recruitingmethoden – etwa Stellenanzeigen oder Karriereseiten – reichen oft nicht mehr aus, um diese Zielgruppen zu erreichen. Hier setzt Active Sourcing an: Es baut auf strukturierter Recherche, persönlicher Ansprache und einem langfristigen Beziehungsaufbau auf.

Wer Active Sourcing professionell umsetzt, gewinnt nicht nur schneller neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern stärkt zugleich die Wahrnehmung als attraktiver Arbeitgeber. Entscheidend ist, dass Strategie, Suchlogik, Kommunikation und Datenmanagement sauber ineinandergreifen.

Active Sourcing: Definition und Ziele

Active Sourcing ist die systematische Identifikation, Kontaktaufnahme und Gewinnung von qualifizierten Personen über berufliche Netzwerke, Datenbanken und persönliche Kontakte. Ziel ist es, auch jene Menschen anzusprechen, die aktuell keine Bewerbung planen, sich aber für interessante Perspektiven öffnen.

Im Unterschied zu klassischen Ausschreibungen beginnt Active Sourcing mit der Suche nach geeigneten Profilen. Personalverantwortliche analysieren berufliche Werdegänge, Fähigkeiten und Interessen. Auf dieser Grundlage erfolgt eine gezielte Ansprache, die auf individuelle Motive eingeht und einen Dialog auf Augenhöhe ermöglicht. Dadurch entstehen wertvolle Kontakte, die nicht selten langfristig zu Einstellungen führen.

Die zentralen Bestandteile erfolgreichen Active Sourcings

Damit Active Sourcing wirksam wird, braucht es ein klares System. Es besteht aus Strategie, Recherche, Ansprache und Beziehungspflege. Jeder dieser Schritte trägt zum Gesamterfolg bei.

1. Strategie und Zielgruppen

Eine fundierte Strategie ist die Grundlage jedes erfolgreichen Sourcing-Prozesses. Sie definiert Zielgruppen, Prioritäten und messbare Kennzahlen. Verantwortlichkeiten zwischen Personalabteilung, Fachbereich und Geschäftsleitung müssen klar geregelt sein. Nur wenn Rollen und Abläufe eindeutig festgelegt sind, kann Active Sourcing planbar funktionieren.

In der Strategie sollte auch festgelegt werden, welche Berufsgruppen und Märkte besonders relevant sind. So unterscheiden sich etwa technische Profile in Wien, München oder Zürich erheblich. Wer diese Unterschiede versteht, kann Suchanfragen und Ansprache gezielt anpassen.

2. Kanäle und Datenquellen

Für die Suche nach Fachkräften stehen zahlreiche Kanäle zur Verfügung. Besonders wichtig sind berufliche Netzwerke wie LinkedIn und Xing. Dort lassen sich Profile nach Ausbildung, Berufserfahrung oder Standort filtern. Auch Lebenslaufdatenbanken großer Jobportale, interne Empfehlungssysteme und Karrieremessen spielen eine Rolle.

Wirkungsvoll wird Active Sourcing, wenn verschiedene Kanäle kombiniert werden. So lässt sich der gesamte Bewerbermarkt abdecken – von spezialisierten Fachleuten bis zu Führungskräften. Ergänzend können soziale Netzwerke, Fachgruppen und themenbezogene Communities genutzt werden, um geeignete Personen zu identifizieren.

3. Recherche und Profilbewertung

Die Suche nach passenden Personen erfolgt mithilfe strukturierter Suchlogik, häufig auch mit sogenannten Booleschen Operatoren. Damit lassen sich Begriffe kombinieren, ausschließen oder erweitern. So wird aus einer unübersichtlichen Masse gezielter eine Liste relevanter Kandidatinnen und Kandidaten.

Nach der Suche folgt die Auswertung der Profile. Dabei geht es nicht nur um Qualifikationen, sondern auch um Projekterfahrung, Kommunikationsstil und potenzielle Entwicklungsmöglichkeiten. Eine sorgfältige Analyse ist entscheidend, um die Ansprache später individuell und glaubwürdig zu gestalten.

4. Ansprache und Dialog

Die erste Nachricht entscheidet, ob ein Gespräch zustande kommt. Erfolgreiche Anschreiben sind persönlich, wertschätzend und auf den Punkt gebracht. Sie sollten einen klaren Grund nennen, warum gerade diese Person angesprochen wird, und eine konkrete Perspektive bieten. Standardtexte oder Massenmails führen dagegen selten zum Erfolg.

Wichtig ist, den Dialog aktiv zu gestalten. Viele Fachkräfte reagieren erst nach mehreren Kontaktversuchen. Eine freundliche Erinnerung oder ein kurzer Anruf können den entscheidenden Unterschied machen. Wer professionell kommuniziert und ehrliches Interesse zeigt, gewinnt Vertrauen – auch dann, wenn die Person zunächst kein akutes Wechselinteresse hat.

Kanäle im Vergleich

Kanal Besonderheiten Vorteile
LinkedIn internationale Reichweite, aktive Community große Datenbasis, gute Filterfunktionen
Xing stark im deutschsprachigen Raum regionale Tiefe, hohe Sichtbarkeit für DACH
Jobbörsen geprüfte Lebensläufe schnelle Treffer für konkrete Profile
Empfehlungen persönliche Empfehlung durch Mitarbeitende hohe Passgenauigkeit und Bindung

Erfolgreiches Active Sourcing nutzt diese Kanäle parallel. So entsteht ein breites Suchfeld, das laufend analysiert und optimiert werden kann.

Der Aufbau eines professionellen Prozesses

Ein strukturierter Prozess sichert Qualität und Effizienz. Er beginnt mit einer genauen Beschreibung der gesuchten Position. In Abstimmung mit dem Fachbereich werden Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Anforderungen festgelegt. Darauf folgt die Definition der Zielgruppen und Suchstrategien.

Alle Suchergebnisse werden dokumentiert, um Doppelarbeit zu vermeiden. Ein einheitliches System zur Verwaltung von Kontakten und Rückmeldungen sorgt für Überblick. Personen, die aktuell nicht interessiert sind, können in einen eigenen Pool aufgenommen werden, um sie bei zukünftigen Vakanzen erneut anzusprechen.

Die Bedeutung einer guten Kommunikation

Persönliche Kommunikation ist das Herzstück jedes erfolgreichen Active Sourcings. Sie entscheidet, ob ein Kontakt zu einer echten Verbindung wird. Ein gutes Anschreiben ist ehrlich, prägnant und respektvoll. Es vermittelt, dass sich das Unternehmen ernsthaft mit dem Profil auseinandergesetzt hat.

Auch der Umgang mit Absagen gehört dazu. Wer professionell reagiert und den Kontakt offenhält, stärkt langfristig das Ansehen der Marke als Arbeitgeber. Viele Fachkräfte erinnern sich an eine positive Kommunikation – selbst wenn sie damals abgesagt haben.

Datenqualität und Datenschutz

Effizientes Sourcing hängt stark von der Qualität der Daten ab. Alle Informationen zu Kontakten, Gesprächen und Rückmeldungen sollten zentral und nachvollziehbar erfasst werden. Wichtig ist zudem die Einhaltung datenschutzrechtlicher Vorgaben. Personen müssen nachvollziehen können, warum und in welchem Rahmen sie kontaktiert werden. Transparenz schafft Vertrauen und schützt vor rechtlichen Risiken.

Erfolgskontrolle und laufende Verbesserung

Wie in jedem professionellen Prozess sind auch beim Active Sourcing klare Kennzahlen entscheidend. Dazu gehören Rücklaufquoten, Anzahl geführter Gespräche, Zeit bis zur Einstellung und Qualität der eingestellten Personen. Regelmäßige Auswertungen zeigen, welche Kanäle und Formulierungen besonders gut funktionieren.

Langfristig entsteht dadurch ein lernendes System, das sich mit jeder Suchrunde verbessert. Wer kontinuierlich misst und optimiert, gewinnt nicht nur schneller passende Fachkräfte, sondern verbessert auch die Zusammenarbeit zwischen Personalabteilung und Fachbereichen.

Häufige Fehler und wie man sie vermeidet

Viele Sourcing-Projekte scheitern an unklaren Prozessen oder an zu allgemeinen Ansprachen. Fehlende Recherche, zu viele Standardtexte und ungenaue Zielgruppen führen zu Streuverlusten. Ebenso problematisch ist ein unregelmäßiger Kommunikationsfluss: Wenn Rückmeldungen zu lange dauern, springen Interessenten ab.

Diese Schwächen lassen sich vermeiden, wenn Suchlogik, Ansprache und interne Abläufe regelmäßig überprüft und angepasst werden. Ein professionelles Active Sourcing ist kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess, der mit jedem Schritt an Qualität gewinnt.

Vorteile und Grenzen

Active Sourcing bietet klare Vorteile: Unternehmen erreichen Fachkräfte, die auf klassischen Wegen kaum zu finden sind. Sie können offene Positionen schneller besetzen und ihre Arbeitgebermarke gezielt stärken.

Dem stehen allerdings auch Herausforderungen gegenüber. Der Aufwand für Recherche, Ansprache und Pflege der Kontakte ist hoch. Ohne klare Strukturen und Verantwortlichkeiten besteht das Risiko, dass der Prozess ins Stocken gerät. Wer diese Faktoren berücksichtigt, profitiert jedoch von einer spürbar höheren Trefferquote und einem nachhaltigen Netzwerk potenzieller Bewerberinnen und Bewerber.

Fazit

Active Sourcing ist weit mehr als ein Trend – es ist ein zentraler Bestandteil moderner Personalgewinnung. Unternehmen, die diesen Ansatz konsequent umsetzen, sichern sich langfristig Wettbewerbsvorteile. Entscheidend ist ein Zusammenspiel aus Strategie, sorgfältiger Suche, persönlicher Kommunikation und professionellem Datenmanagement.

In einem engen Arbeitsmarkt zählt vor allem eines: den richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt mit der passenden Botschaft zu erreichen. Wer das versteht, beherrscht die Kunst des Active Sourcings.

FAQ

Wie viele Kontaktversuche sind sinnvoll, ohne aufdringlich zu wirken?

Planen Sie drei Versuche über zwei Wochen: initiale Nachricht, eine kurze Erinnerung nach vier bis fünf Tagen und eine letzte, sehr knappe Abschlussnotiz nach weiteren fünf bis sieben Tagen. Ändern Sie jeweils Betreff, Nutzenargument und Gesprächsangebot. Bleibt es still, archivieren Sie den Kontakt mit Datum und Grund, statt weiter zu drängen.

Darf man Profile aus sozialen Netzwerken außerhalb von LinkedIn und Xing für Sourcing nutzen?

Beruflich genutzte Profile sind in der Regel geeignet, private Profile nur mit klar erkennbarer beruflicher Zwecksetzung. Nutzen Sie ausschließlich öffentlich sichtbare Informationen, dokumentieren Sie die Quelle, informieren Sie transparent über den Kontaktgrund und respektieren Sie Widersprüche. Inhalte aus geschlossenen Gruppen oder hinter Logins ohne Einwilligung sind tabu.

Wie gehe ich mit Vergütungsfragen in der Erstansprache um?

Nennen Sie eine ehrliche Spanne inklusive Zusatzleistungen und Rahmenbedingungen wie Arbeitszeitmodell, Remote-Anteil und Entwicklungsmöglichkeiten. Vermeiden Sie harte Verhandlungen in der ersten Nachricht. Ziel ist Qualifizierung: Fragen Sie nach Erwartungskorridor und Wechselmotiven und bieten Sie ein kurzes Orientierungsgespräch zur Klärung an.

Was tun, wenn Führungskräfte nicht schnell genug auf vorqualifizierte Kontakte reagieren?

Vereinbaren Sie verbindliche Reaktionsziele vor Start der Suche, etwa Rückmeldung innerhalb von zwei Arbeitstagen. Legen Sie Eskalationspfade und Vertreterrollen fest, halten Sie Kurzprofile in einem standardisierten Format bereit und blocken Sie wöchentliche Slots für Erstgespräche. Messen Sie die Durchlaufzeiten pro Fachbereich und machen Sie Engpässe sichtbar.

Lässt sich Active Sourcing auch für Ausbildungs- oder gewerbliche Rollen sinnvoll einsetzen?

Ja, jedoch mit angepassten Kanälen und Botschaften. Nutzen Sie regionale Netzwerke, Berufsschulen, Innungen, lokale Vereine, Branchengruppen und Empfehlungen von Mitarbeitenden. Stellen Sie in der Ansprache Stabilität, Team, Einarbeitung, Sicherheit und konkrete Schicht- oder Arbeitszeitmodelle in den Vordergrund. Kurze Wege zur Bewerbung, etwa ein Telefontermin statt Formular, erhöhen die Rückmeldung deutlich.

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