Interaktions-Wandel durch KI?

Eine private Meinung zur Zukunft der KI, dem Umgang der Menschheit damit und der Wandel zur persönlichen Interaktion!

Es ist kaum ein Thema in so einer Schnelligkeit ins Stadium „ich kann es nicht mehr hören“ gehyped worden, wie die künstliche Intelligenz, kurz KI. Seit es uns bewusst geworden ist, dass sie – die KI – da ist und keinerlei Intention hat, wieder wegzugehen, teile ich die Menschen in die Kategorie „Sektenhafte-Alles-Wird-Gut-Optimisten“ und ebenfalls „Sektenhafte-Alles-Wird-Schlecht-Erklärer“, die nun neben Covid, Ukraine und Inflation eine weitere Darstellungsfläche bekommen, um sich als Opfer der dunklen Mächte zu fühlen. Und nein, ich möchte logischerweise weder zur einen noch zur anderen Gruppe gehören.

Die großen Besserwisser beider Clubs betrachten das Thema meiner Ansicht nach eben tendenziell und WOLLEN ein gewisses Resultat herbeireden – aber, ganz ehrlich: Ich glaube bis auf ein paar Menschen, die sich schon lange und sehr intensiv mit dem Thema beschäftigen, wird es kaum jemanden in Österreich geben, der die Tragweite des technologischen und damit einhergehend gesellschaftlichen Wandels auch nur ansatzweise einschätzen kann. Und die echten Experten lehnen sich zumeist nicht mit finalen Statements aus dem Fenster, sondern geben zu, dass wir noch extrem viel nicht wissen und dass die einzige Konstante die Veränderung ist. Gut, das wissen wir schon seit vielen Jahren.

Ich habe eine Erwartung und die reift in mir schon länger. Ich erwarte mir, dass sämtliche elektronischen Kommunikationswege durch KI unterstützte Technologien– mit oder ohne Bild, mit oder ohne Ton – ganz massiv an Vertrauen verlieren werden. Wenn ich meine Stimme einem Video bzw. wenn ich mein Gesicht einem Foto unterjubeln kann, muss ich mich fragen, was dann noch echt ist und was nicht. Demnächst könnte ich in sozialen Medien im päpstlichen Ornat am Petersplatz stolzieren, während Franziskus im weißen Daunenmantel in Schladming die schwarze Piste runterfährt. Vielleicht haben wir demnächst Arnold Schwarzenegger als Testimonial auf unserer Firmenhomepage. Alles möglich. Die KI generierten Hausübungen, in der Schule sind ja eine klitzekleine Spitze des Eisbergs an beginnendem Vertrauensverlust. Wir bei Menschen im Vertrieb selbst haben versucht, KI mit für uns „freundlichen“ Informationen zu füttern und siehe da: Der Lernerfolg war ultraschnell, doch der Wahrheitsgehalt etwas dünn. Demnach muss ich mich ja ständig fragen: Was ist denn Wirklichkeit, was ich lese, höre, sehe? Was ist Fake und was ist echt? So weit, so gut.

Ich denke, da werden mir alle beipflichten. Ich könnte nicht sagen, dass mir diese Entwicklung keine Sorgen macht.

Was ich in weiterer Folge durch oben genannte Prozesse aber erwarte, ist eine dramatische Aufwertung des persönlichen Kontakts, egal auf welcher Ebene, aber geradezu zwingend im Business Umfeld. Wenn alles Potenzielle fake und manipulierbar ist, was elektronisch daherkommt, sind die unmittelbar einzigen Garantien für Echtheit ein fester Händedruck, ein Blick in die Augen und ein im Hier und Jetzt gesprochenes Wort. Nach Jahren der Verschiebung in der Kommunikation hin zu elektronischen Medien, bei der wir gerade in der Pandemie einen Turbo durch die Akzeptanz von Video-Meetings erlebt haben, sind wir offenbar am Zenit angekommen. Wenn wir Nachrichten, Bildern und Videos nicht mehr glauben können, müssen wir uns reorganisieren und wieder mehr Zeit miteinander verbringen.

Wenn ich recht habe, finde ich das als „Umwegrentabilität“ der KI gar nicht so schlecht.

Wie ist Ihre Meinung dazu? Ich freue mich über einen Austausch!

 

Autor Mag. Gergely Hernady – Geschäftsführer und Leiter Recruiting der Menschen im Vertrieb Beratungsgesellschaft mbH

 

In diesem Artikel wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei jedoch ausdrücklich mitgemeint.

 

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