Zeit oder Geld – Ist Gehalt der einzige Motivator?
Im Rahmen meiner Tätigkeit als Trainer und Coach bei Menschen im Vertrieb mache ich sehr oft folgende Erfahrung:
Im Verkaufstraining werden z. B. Inputs zu einer Optimierung im Unternehmen aufgenommen, von allen Teilnehmern als praktikabel erachtet und danach kommt ein großes aber…..
„Dieser Ansatz zur Lösung gefällt mir sehr gut, ABER wie soll ich das in meinem dichten Arbeitsalltag noch unterbringen?“
Vielleicht kommt Ihnen das bekannt vor und Sie stecken mit Ihren Mitarbeitern auch in diesem Hamsterrad. Die Blockade „mangelnde Zeit“ baut sich schon vor der eigentlichen Aufnahme der Lösung, aber auch später in der Umsetzung auf.
Jetzt möchte ich aber nicht in Richtung Zeitmanagement oder Arbeitsmethode abschweifen, sondern generell den Faktor Zeit für ein produktives Miteinander einmal anders betrachten:
Vor kurzem habe ich ein Unternehmen begleitet, dass sich gerade für die Entwicklung eines passenden Leitbildes entschieden hat. Wir haben hier alle Mitarbeiter des Unternehmens integriert, ihre Vorstellungen abgefragt und analysiert. Danach konnte man sich freiwillig zu einer Entwicklungsgruppe melden, die dann die Philosophie des Unternehmens und die Vorstellungen der Kollegen in Leitbildsätze verfasst hat.
Nach den Workshops mit der Entwicklungsgruppe, erfolgte die Präsentation vor der Geschäftsführung und danach eine Abschlussfeier.
Jetzt kommt aber das Interessante an dem Ganzen! Die Geschäftsführung übergab als Dankeschön für die investierte Zeit (ein Teil fiel ins Wochenende) eine Uhr als Symbol und einen Zeitgutschein für einen freien Arbeitstag. Die Freude der Teilnehmer konnte man ablesen und die Feedbacks waren eindeutig:
„Das ist aber großzügig und wirklich toll …. einen Tag frei?“
Warum tauschen wir nicht einfach Zeit gegen Geld?
1 Stunde wird immer 1 Stunde bleiben. Morgen und auch in 10 Jahren. Also habe ich hier als Unternehmer eine Währung die nicht der Inflation unterworfen ist und somit eine feste kalkulierbare Einheit darstellt.
Da jeder von uns mit Zeit anders umgeht und diese auch anders einsetzt, gilt es einfach herauszufinden wie wichtig Zeit für die jeweiligen Mitarbeiter ist? Vielleicht benötigen einige mehr Zeit für Ihre Familie, andere für ihre Freunde oder wieder andere für Ihr Hobby? Vielleicht aber auch dafür, einmal in Ruhe Shoppen zu gehen und nicht dann einzukaufen, wenn die Masse es tut. Für manche ist auch einfach nur Faulenzen eine Option.
Jeder von uns hat eine andere Motivation, Zeit zu gestalten bzw. Zeit zu nutzen, aber wir haben alle eine hohe Motivation die Zeit zu genießen!
Wir setzen Zeit auch in Relation zu allgemeinen Stressfaktoren. Die Aussage „Ich habe keine Zeit“ heißt sehr oft „Ich habe keine Energie mehr“.
Da wir aber alle über genug Energie verfügen (müssen), um die wichtigen Dinge im Berufsleben zu bewältigen, sollte man als Vorgesetzter genau hier hinschauen und auch offen sein, um den Faktor Zeit in neuen Modellen im beruflichen Alltag zu integrieren.
Wie kann das aussehen?
Sie können anstelle von Geldwerter-Bonifikation auch vermehrt lebenswerte Freizeit ausschütten! Gerade im Verkauf ist Zeit nicht immer nur Geld! Wenn ein notwendiges Arbeitspensum oder Ziel früher erreicht wird, warum muss der Mitarbeiter dann den Rest der Zeit unproduktiv im Unternehmen verbringen?
So könnten wir einer Stunde Zeit, einen messbaren und evaluierbaren Wert entgegensetzen, z.B. die Steigerung eines positiven Kundenfeedbacks (auch durch mehr Zeit für den Kunden!). Gerade hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Viele Unternehmen aus unserem Kundenkreis integrieren den Faktor Zeit als besonderen Anreiz in Ihre Unternehmenskultur (z. B. die Firma eMagnetix). Das Besondere dabei ist, dass diese Unternehmen gerade in der Arbeitgeber-Attraktivität (Employer Branding) die internationalen Rankings anführen. Solche Firmen sind auch besser in der Lage, kreative Prozesse im Unternehmen erfolgreich anzustossen und umzusetzen.
Lassen Sie doch einfach einmal Ihre Mitarbeiter entscheiden ob sie Geld oder Freizeit bevorzugen und starten Sie damit gemeinsam neue Wege im Unternehmen.
Björn R. Horina, Senior Trainer MiV